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Zwischen Sexkaufverbot und Sextourismus

INNVIERTEL. In Deutschland bahnt sich ein Sexkaufverbot an - ein Ansturm deutscher Freier im Grenzgebiet wäre die Folge.

Bereits jetzt floriert das Geschäft im oberösterreichischen Grenzgebiet zu Deutschland. Zehn Bordelle gibt es im Bezirk Braunau, fünf davon allein in der Bezirkshauptstadt. Das hat einen einfachen Grund: das strenge Gesetz in Bayern. Bei den Nachbarn darf in Gemeinden mit weniger als 30.000 Einwohnern kein derartiges Etablissement eröffnet werden. Zum Vergleich: Die Stadt Braunau mit fünf Bordellen hat rund 19.000 Einwohner. Derzeit wird bei den deutschen Nachbarn über ein noch strengeres Gesetz diskutiert, nämlich ein Sexkaufverbot.

"Die Nachfrage bleibt"

 

Ein solches sehen Sexarbeiterinnen in Österreich sehr kritisch. „Grenzübergreifender Sextourismus ist dann nicht mehr ausgeschlossen. Die Freier nehmen sicher auch noch längere Autofahrten in Kauf, um sich das zu holen, wofür sie in ihrem eigenen Land bestraft würden“, sagt Yasmin Ulreich von der Berufsvertretung Sexarbeit Österreich (BSÖ) in Wien. Die Nachfrage bleibe ja mit Sicherheit auch nach einem solchen Verbot weiter bestehen.

Autofahrten über die Grenze ins Bordell sind seit Jahren zu beobachten. Innviertler Nachtclubbetreiber bestätigen dies auf OÖN-Nachfrage. In der 1700-Einwohner-Gemeinde Obernberg im Bezirk Ried profitieren die Bordellbetreiber von der Nähe zum beliebten Kurort Bad Füssing.

 

Verlust der Existenzgrundlage

Freude über potenziell mehr Kunden herrsche in Österreich trotzdem keine, sagt Ulreich, die studiert und nebenbei als Trans-Domina arbeitet. „Der ganze Markt würde in Bewegung geraten, viele würden herkommen und versuchen, sich bei uns etwas aufzubauen. Das würde in einem beinharten Kampf enden, und genau solche Kämpfe führen oft zu unsicheren Praktiken. Viele andere würden unter die Räder kommen und ihre Existenzgrundlage verlieren“, befürchtet sie. Auch die Preise würden sinken.

Kritisch und genau verfolgt sie die derzeitige, von der Union angestoßene Diskussion eines Sexkaufverbots im Nachbarland. „Wenn Deutschland das wirklich beschließt, dann zieht Österreich mit Sicherheit bald nach“, sagt die 44-Jährige. Die BSÖ spricht sich aber ganz klar gegen ein Sexkaufverbot aus: Sexarbeitende würden unter dem Deckmantel des Feminismus in die Illegalität getrieben, ihre Arbeitsbedingungen würden sich verschlechtern, die Gewalt werde zunehmen.

"Gegen sexuelle Ausbeutung"

 

Ganz anders sieht das die deutsche Union (CDU/CSU), die ein so genanntes „Nordisches Modell“ (nach dem Vorbild Schwedens) fordert. Demnach soll der Kauf sexueller Dienstleistungen als Vergehen geahndet werden, der Betrieb von Prostitutionsstätten wie Bordellen und Laufhäusern sowie die Vermietung von Objekten zur Prostitutionsausübung sollen verboten werden. Die Mehrheit der Prostituierten sei Teil der unfreiwilligen Armuts- und Elendsprostitution, kritisiert die Union. In einer Rede vor dem Bundestag betonte Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, (CDU/CSU): „Frauen werden in unserem Land jeden Tag missbraucht und zum Objekt degradiert. Frauen werden benutzt. Es ist Klassismus, Rassismus und Sexismus.“ Die Mehrheit der Sexarbeiterinnen mache das eben nicht freiwillig, sagt Bär. „Sollen wir wegen ein paar Freiwilligen bei mehr als 80 Prozent anderer wegschauen? Freiwilligkeit schließt Bezahlung aus“, betonte die Politikerin.

„Unter dem Schutzmantel der vom Gesetzgeber geschaffenen Legalität der Prostitution konnte sich ein Handel mit Menschen unkontrolliert ausbreiten“, heißt es im derzeit diskutierten Antrag der Union. „Ich bin mir sicher, wir werden in ein paar Jahren hier stehen und sagen, ein Wahnsinn: Im Jahr 2024 konnte man sich noch Frauenkörper kaufen.“

Der Antrag der Union wurde zur weiteren Beratung an die Ausschüsse überwiesen. Die Federführung liegt beim Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Wann eine Entscheidung getroffen wird, ist noch nicht abzusehen.

Quelle: Nachrichten.at / Lageter

 

 

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